Saturday, March 26, 2011

Agenda-Setting

Was ward nicht alles an großem Stuss geschrieben, wir hatten Rosen, wir hatten Orangen, wir hatten Nelken und wir hatten Jeans ... –Revolutionen. Eine Angst treibt uns um, die Angst vor der Facebook-Revolution in Ägypten. Ich weiß, irgendwo da draußen, da sitzt er, der Journalist, der nur auf den Inhalt wartet, um jenem dieses Schlagwort überzustulpen. Wie schrecklich: Der Traum jedes PR-lers.

Schon wieder saßen wir grübelnd über unsere Tastaturen gebeugt. We need to come up with a name. We have to brand it. We must use this opportunity! Something big is going on down there. A whole region, a continent (culturally speaking) is in uproar. This thing is bigger than Fukushima, this thing is even bigger than 9/11.
And yet, we have no name for it.

It is one of the few things I still get sentimental about: These people risking their lives, they go out, on the streets, knowing they could be killed. And yet, they go out, they raise their voice.
Demos. People.

It is hard to keep track. Anyone remembers Egypt? Tunisia? Anyone? Libya, okay, Syria, Bahrain, Jordan, Yemen. I am sure I forgot some.
It is not an uproar in one country, and another uproar in another one. Arabia burning.
But it´s no panarabic revolution either. It is a big fucking thing. And I am not able – right now – to cope with it in words.

“Heißer Herbst” das ist der Gold-Standard für journalistische Verschlagwortung. Doch die RAF 1977 war weltweit nicht ansatzweise so bedeutsam wie die Vorgänge im Maghreb und der arabischen Halbinsel.
Was haben wir schon alles gewälzt: Frühling der Freiheit, Heißes Frühjahr, Martyrium der Maghrebiner... wir stecken fest in vorgetretenen Pfaden.

Es muss eine Begrifflichkeit sein, welche die gesamte Region einschließt. Etwas globales. Es muss etwas aktives sein, das macht sich so gut in Überschriften. Es muss kurz, prägnant und bestenfalls pointiert sein. Es muss die positiven Energien transportieren, so dumm es klingt.
Aufruhr geht gar nicht! Aufruhr klingt nach marodierendem Pöbel. Auf Ruhr in Ägypten. Es muss die Gemeinsamkeiten herausstellen, und die Unterschiede vernachlässigen. Das Große, das große Ganze muss sichtbar werden, das Gewaltige soll offensichtlich sein. Es darf nicht zu pathetisch sein, cause it sounds pathetic. Der Aufstand der Araber. Viel zu kompliziert, es hieß auch nicht der Aufstand von denen, die Orange zu ihrem Zeichen auserkoren.

Der Arabische Aufstand

Ich brauche ein Schlagwort! Ich brauche eines!

1 comment:

t said...

ich dachte es heißt schon Jasmin Revolution? http://de.wikipedia.org/wiki/Revolution_in_Tunesien_2010/2011
ok, nur in Tunesien... irgendwas mit Gewürzen, Obst oder Blumen muss es doch zumindest sein...

we can´t comprehend it

ich denke nicht, dass "die westlichen Medien" überhaupt dafür Wörter finden können, Bezeichnungen müssen von den Akteuren selbst kommen. alles andere wäre nur der Versuch durch Begrifflichkeiten zu kategoriesieren und zu kontrollieren, ohne jede Chance, der Dynamik und den Selbstbezeichnungen gerecht zu werden. Dafür von westlicher Seite aus keine Wörter finden zu dürfen, ist wohl Teil des Ganzen/der aktuellen Veränderungen.