Tuesday, September 30, 2008

Tout est provisoire (4)

„Think global, act local“ liest man gelegentlich auf den Jutetaschen ungewaschener Lohas und seifenscheuer Hippies. So inkonsequent wie sie die Welt mit ihrem Germanistikstudium retten, so inkonsequent setzen sie dieses Sprüchlein um. Ich will ihnen helfen.

Fangen wir mal an. Welche Probleme sind im Moment populär?
Delfine im Thunfisch? Wale? Verknappung der Sandvorräte in der Sahara?
Neeeee.
Aus dem großen Fundus der Probleme dieser Welt löse ich heute:

Überbevölkerung, Finanzmarktkrise und nervende Mitbürger

Auf gehts:

Die von mir präferierte Lösung sieht vor, mit dem Dual-Hardtail vor einen 40-Tonner zu springen.
Der Vorteil dieser Variante liegt darin, dass man auf seinem Bike sterben darf. Überdies sollte es schnell und schmerzlos sein - zumindest bei einem 40-Tonner. Alles was kleiner ist, dürfte man überleben. Der Nachteil liegt daran, dass man sich sowas für den 30. oder 40. Geburtstag aufhebt. Des Weiteren muss man es schaffen auf einem Autobahnbrückengeländer zu balancieren, bis denn mal ein 40-Tonner auftaucht, der einen wegklatscht. Außerdem verdirbt man dem LKW-Fahrer bestimmt den Tag, so dass man einen Fond für dessen psychologische Betreuung einrichten müsste.

Eine weitere schöne Lösung ist eine Überdosis.
Aber nicht dieser konservative Herointod - viel zu spießig.
Man sollte sich schon Gedanken machen, wie man die Welt möglichst spaßig von der eigenverursachten Überbevölkerung befreit.
Die Basis sollten auf jeden Fall MAO-Inhibitoren bilden. Erstens um auch wirklich drauf zu gehen, und zweitens damit es einen auch richtig wegklatscht. Dazu Wodka-Redbull, ein Teil, und für den Fall, dass das E zu früh nachlässt noch etwas LSD (weil LSD die Hormonspeicher nicht angreift, die das Ecstasy schon leergespült hat). Das ist die Sättigungsbeilage. Das Hauptgericht besteht aus Heroin und Kokain, beides intravenös. (Da man zu diesem Zeitpunkt ohnehin zugeknallt sein dürfte, empfiehlt es sich, vorher einen Venenzugang zu legen). Kurz bevor man sich das Zeug in die Blutbahn jagt, könnte man noch ein Crackpfeifchen rauchen.
Das ist bestimmt die beste Variante, wenn man einen Weltuntergang beobachten möchte. Außerdem sieht man hier das Licht am Ende des Tunnels schon bevor man tot ist - mehr Spaß beim Sterben.
Der Nachteil liegt darin, dass die Teile einem sämtliche Hormonreserven in den Körper pumpen – sollte man also nur 5 Minuten zu spät sterben, ist das ne ziemlich traurige Sache, ohne Flash, ohne „Hin zum Licht“ (was wohl aus einer Ausschüttung sämtlicher verbliebener Hormone resultiert). Außerdem wird der Organspende-Ausweis bei dieser Variante obsolet. Vielleicht kann man aus der Leiche noch ein Granulat herstellen und es danach zur Insektenbekämpfung nutzen.

Hunter S. Thompson fand eine coole Lösung. Er perforierte sich die Schädeldecke mit einer 45er. Die wohl männlichste Variante.
Hierbei liegt der Vorteil ganz klar in der Zeitersparnis. Nur wer eher stirbt ist länger tot. Außerdem wurde er im Anschluss aus einer Gonzo-Fist abgefeuert. Erst erschießt man sich, dann wird man verschossen. Geil. Man darf durch eine Schusswaffe sterben. Naja, only steel is real.
Nachteilig könnte sich der Rückstoß auswirken. Daher wird man sich die Waffe nicht an die Schläfe halten, sondern sie sich in einem 45°- Winkel in den Mund schieben. Sollte man das Hirn nicht treffen, zerfetzt es einem auf jeden Fall den Hirnstamm oder das Rückenmark. Statt einer 45er sollte man auf eine 9mm zurückgreifen. Außer einem geringeren Rückstoß hat sie den Vorteil, dass man sein Hirn weniger großflächig über die Wand verspritzt. Zudem hinterließe eine 45er unschöne Krater im Stuck.

Kommen wir von der Männervariante zur Schwuchtel-Weichei-Muschi-Version.
Dieser Kindergeburtstag hat nur Nachteile. Zum einen schneidet sich jeder Idiot die Pulsadern auf, da ist es mit der Individualität nicht weit her. Noch dazu schneiden die Spinner waagerecht – wenn das was bringen soll, muss man schon so mutig sein, senkrecht die Vene zu öffnen.
Weiterer Nachteil ist, dass dabei ziemlich viel Blut fließt, irgendwie eklig, da wird einem bloß schlecht. Das fetzt doch nicht.
Der größte Nachteil ist allerdings, dass man höchstwahrscheinlich ein Emo ist, sollte man so drauf gehen. Widerlich! Emos sollten nur auf eine Art sterben: über den Haufen gefahren mit tiefergelegten Proll-Karren.

Der Emo-Variante verwandt, aber im Gegensatz dazu ziemlich tougher Schnippelkram ist Seppuku. Dabei säbelt man sich 3 Finger breit unter dem Nabel mit einem waagerechten Schnitt von links nach rechts den Bauch auf. Ist man rechts angekommen, führt man die Klinge nach oben. (Man schneidet also ein L in den Wanst.) Vorteil ist, dass man definitiv abnippelt, in der japanischen Kultur noch dazu auf eine ehrenhafte Weise. Außerdem soll dieser Schnitt der Seele ermöglichen den Körper zu verlassen.
Nachteil ist: es tut weh. Bestimmt. Wie bei einem Bauchschuss vergiften die austretenden Verdauungssäfte den Körper, was grauslich schmerzhaft sein soll. Noch dazu muss man lang genug bei Bewusstsein/ am Leben bleiben um das Messerchen nach oben zu bekommen.
Wenn man fett ist, braucht man erheblich länger von links nach rechts. Außerdem ist diese Variante Wall-Street-Bankern nicht zu empfehlen: warum die Seele aus dem Bauch befreien, wenn man ohnehin keine besitzt?

Okay, Seppuku ist gut zur Ehrenrettung. Der Strang hingegen ist unerhrenhaft, folglich erhängt man(n) sich nicht. Punkt. Zumal die klassische Variante „Stromkabel-an-Dachbalken“ (könnte auch ein Gericht in einem Nouvelle-Cuisine-Restaurant sein) ziemlich dumm ist. Dabei tritt der Tod in der Regel nicht durch ein Brechen des Genicks ein (was wünschenswert wäre). Vielmehr erfolgt ein quälend-langsamer Erstickungstod durch Kompression der Blutgefäße im Hals. Man sollte also nicht vom Stuhl, sondern von der Schrankwand baumeln. Knack.

Kommen wir zu den kreativen Varianten. Sich in Rinderrouladen eingepackt in eine Gruppe Salzwasserkrokodile zu werfen gehört definitiv dazu. Dabei sollte man darauf achten, dies nicht im herbstlich-kühlen Zoo zu tun, sondern bei 40° Celsius in Australien. Sonst könnte es passieren, dass man eher im Fleischmantel verschimmelt, als zur Rettung dieser wechselwarmen Reptilien beizutragen. Ich würde diese Variante allerdings nicht wählen, ich hab Angst, dass sich die Krokodile an mir nen Zahn abbrechen.

Für die Vegetarier (immerhin, über 1 Mrd. Inder, und viele essen kein Fleisch) bietet sich folgende Variante an. Man schmiert sich mit Honig ein und setzt sich auf einen Ameisenhaufen. Wenn einen der Förster dabei erwischt, wirds allerdings blöd. Denn der labert einem bestimmt ein Schnitzel ans Knie.

Ich habe auch über eine vegane Selbstmordvariante nachgedacht. Naja, wie soll ich sagen: irgendwie bringts das nicht. Veganer Selbstmord - ohne Leichen. Naturgemäß verfehlt man dabei den Anspruch.

Bevor Überbevölkerung, Finanzkrise und das Nerven der Mitmenschen ein Ende haben, kann man sich auch der klassischen Variante hingeben - dem allseits beliebten Sturz vom Hochaus. Besonders bei Bankern scheint sich selbiger einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen. Vielleicht glauben sie, ihre Aktienkurse auf dem Weg nach unten noch einzuholen. Auch wenn ein Fenster-, Klippen-, Hochhaussturz simpel erscheint, sollte man doch einige Überlegungen dazu anstellen.
Da wäre zuallererst, dass man sich das Intro zu „La Haine“ ansieht, das steigert den Spaßfaktor.

„Bis hierher liefs noch ganz gut, bis hierher liefs noch ganz gut...“

Das ist nämlich das Problem: man sieht sein Leben an einem vorbei rauschen. Bei einem hohen Haus, könnte das Leben aber schon im 20. Stock vorbei sein (man schafft zwischen 3 und 4 Stockwerke pro Sekunde), und über 19 Etagen hinweg sieht man dann den Boden auf sich zu rasen. Wäre schon blöd, wenn man sich im 15. Stock dann doch entscheidet, am Leben bleiben zu wollen.

„...bis hierher liefs ja noch ganz gut. ...“

Bei der Kürze der eigenen Erfahrung sollte man ein niedrigeres Gebäude in Betracht ziehen, wobei auch das Nachteile haben kann. Ich glaube nicht, dass schon viele Leute von einer Gartenlaube umgebracht wurden.
Der Vorteil (bei perfekt abgestimmter Gebäudehöhe) ist ähnlich wie bei der Überdosis, dass man nen ziemlich schönen Tod hat. Ein paar Sekunden Erinnerung (wenn man diese denn möchte) und PATSCH ist man ein menschlicher Eierkuchen.

„... Doch das wichtige ist nicht der Fall, sondern die Landung.“

Besonders altruistische Menschen verbinden ihr sozialverträgliches Frühableben mit einer humanitären Mission. Es bietet sich an, über Minenfelder zu rollen, oder Plutonium zu essen. Je nachdem ob man jetzt lieber ein Kribbeln im Bauch oder auf der Zunge spüren möchte.

Um auch dem Egoisten eine Hilfestellung zu geben, habe ich mir folgendes Überlegt:
Kotzt einen selber alles an, und man erträgt sich nicht mehr, sollte man eine Lobotomie in Erwägung ziehen.
Im Anschluss wird man wie ein Zombie rumlaufen und emotional tot sein – nicht die schlechteste aller Lösungen.

Sind es jedoch die anderen, die einem Böses (Wehrdienst, Steuern, Plattenvertrag) wollen, sucht man sich ein tropisches Inselparadies, mit Kokosnüssen und Affenkellnern, auf welches man sich vor der garstigen Menscheit flüchtet.
Die Nachteile dabei sind, dass man sich für 3 Dinge entscheiden muss, die man auf eine einsame Insel mitnehmen möchte.
Natürlich könnte man auch mehr mitnehmen... aber hey, sowas wäre total bescheuert! Man muss schon konsequent sein, bei so einem Insel-„Suizid“.

Hmmm. Klingt alles ganz gut soweit. Aber man stelle sich vor, es gibt wirklich einen Kreislauf der Wiedergeburt. Dann wären die ganzen Selbstmörder ziemlich mies dran. Ich glaube nicht, dass ein Freitod wirklich gut kommt fürs Karma. Demnach hat man dann in der nächsten Runde das Pech Bakterium, Wurm oder Soziologie-Studentin zu werden. Au weia!
Soziologen – klar, Emo-Weichei-Variante. Wurm, auch klar, machst nen Knoten in dich selbst. Aber als Bakterium ist man so richtig schön aufgeschmissen! Je mehr du versuchst dich zu zerstückeln, desto mehr wirst du. Die Lethalität ist bei Bakterien also indirekt proportional zur Anzahl der Selbstmorde. Das erklärt dann allerdings auch, warum ich noch keine Emo-Bakterien gesehen hab.
Das würde ja bedeuten, dass sterbensgeile Lohas Schuld sind an einer massiven Ausbreitung von Bakterien! Eine Überbevölkerung auf Nährböden! Biologische Kriegführung mittels Rasierklingen! Die Hippievariante des Selbstmordattentats!
Epidemien, Pandemien und Joghurt werden die Folgen sein!

Oh oh! Was hab ich jetzt schon wieder angestellt.

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