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Meines Vaters Freundin hatte einen richtigen Frauen-Fahrradunfall. Die Art von Unfall, bei der 2 Frauen auf schnurgerader Strecke frontal ineinanderfahren, so dass sich der Rahmen verbiegt. Es ist nichts ernstes passiert aber wenn man es nicht gewöhnt ist, zu stürzen, steht man leicht mal den ganzen Tag neben sich.
Meine Schwester sah unglaublich deutsch aus. Zwei blond gelockte Zöpfe und „gut beisammen“. Einzig ein Dirndl hätte zur Karikatur gefehlt. Demnächst wechselt sie ihre Gastfamilie, in der Zwischenzeit beehrt sie uns. Nachdem ich ihr unsere Präsentation vorgeführt hatte, fragte ich sie aus. Sie verfolgt interessante Konzepte der Kindesdisziplinierung. Wo der gute Deutsche zuschlägt, damit das Kind spurt, werden amerikanische Kinder mit einem Time-Out zur Raison gerufen. Wenn ein Kind krampfhaft und bösartig (wenn auch unbewusst) um Aufmerksamkeit ringt, ist es bestimmt die bessere Lösung dieses verkommene Subjekt für 5 Minuten an einen Tisch zu setzen, wobei man es demonstrativ ignoriert. Der Mensch gefangen im kindlichen Blödsinn, für einen kurzen Zeitraum degradiert zum Objekt. Wenn man, wie von meinem Schwesterlein mit Bravour exerziert, den Kindern diese Bestrafung dann noch erklärt („Stop that MTV-language!“), ist der pädagogische Effekt bestimmt größer als bei einem gezielten Handkantenschlag gegen den plärrenden Kehlkopf. Inzwischen träumt sie schon auf Englisch. Sie muss Freunde in den Staaten anrufen, um mal in dieser Sprache reden zu können. Als ob ihr Geplapper im Schlaf (ebenfalls in dieser „Mischung aus Vulgärlatein und Plattdeutsch“ (meinte irgendein Sprachwissenschaftler des 19. Jh)) nicht genügen würde. All die Dinge, die mich interessierten, konnte sie nicht beantworten. Schade. "In Deutschland ist alles so klein, die Straßen, die Autos, die Städte und der Geist der Leute."
Auf die großväterlich formulierte Frage, ob man in der Zwischzeit eine Vorstellung habe, was denn im Anschluss folgen solle, blieb man mir eine Antwort schuldig. Welche Studienrichtung? Wieviele Bummelsemester? Da prallten Welten aufeinander. Ich hörte die gleichen Antworten, wie ich sie mit 18 Jahren gegeben habe. Niedlich und beängstigend zugleich. „Ich will was machen, womit man Geld verdient.“ „Was mit Sprachen.“ „Was mit organisieren und so.“ „Ich will ja nicht ewig studieren, deswegen mach ich Bachelor“.
DD
Von da aus ging es gen Neustadt. Studentische Lebensart. In der Mitte der Woche des Abends mit Freunden noch etwas trinken zu gehen. Wann im Leben wird man je wieder Zeit dafür haben? Für ein kleines Bier in einer warmen Sommernacht, mitten in der Neustadt. Die Gegenwart kann schon ziemlich cool sein. Nachdem wir an dem Laden mit den Designersattelbezügen und Handtaschen auf der Rothenburger vorbeigelaufen sind, stellten wir fest, dass wir auf das Hebedas keine Lust hatten. Ich wollte in den Garten vom Raskolnikoff, und wir sollten noch einen Platz bekommen. Was wir nicht bekommen sollten, waren leckere Alkoholika! Ha! Denkste! Schweinewelt! Demokratie funktioniert nicht! Welches Gremium verbietet Alkoholausschank nach 22.00 außerhalb von Gasträumen? Ich rede nicht von Glasflaschen im Späti, es geht um ein entspanntes Feierabendbier im zweitschönsten Garten der Welt! Dank meines Charmeschnabels bekamen wir immerhin eine Runde, Benni hatte einen Cocktail, der Gärdi ein kleines Radler und der Matze eine Sinalco. Ha! Bei der zweiten Runde war es dann definitiv aus! Nur noch Limonade oder Saft. Die Armen. Ich hatte wenigstens einen WhiteRussian intus. Naja, die Bardame konnte nichts dafür, wir zahlten brav und trollten uns. Später bin ich dann auf „meiner“ Couch eingeschlafen.
Madl war samt Kind bei ihren Eltern, so dass Matze und ich ein richtiges Männerfrühstück hatten. So mit ALLEM. Sogar Weismehl. Yeah! Wir pfeifen auf unsere Gesundheit und essen Semmeln! Meine Rückfahrt konnte ich dann mit einer total süßen, aber unglaublich schüchternen Psychologiestudentin antreten. Ich konnte ihr kaum mehr als 2 Sätze am Stück entlocken. Demnächst tauche ich bestimmt in einer Studie zum Thema „Ungebremster Laberwahn in Regionalzügen“ auf.
1 comment:
So hab ich das gar nicht gesagt! Ich hab das doch ganz anders gemeint :.(
Das mit dem Unfall hast lustig geschrieben :)
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