Die EZB hat den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,5 Prozent gesenkt. Das bedeutet, dass Banken, die sich Geld bei der EZB leihen, dafür nur ein halbes Prozent Zinsen zahlen müssen.
In der Theorie dienen Zinssenkungen dazu, mehr Liquidität am
Markt zu schaffen. Kredite sollen so billiger, Investitionen lohnender werden.
Das soll das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
Die EZB hat den Leitzins gesenkt, und die Indizes gehen
durch die Decke. Der Deutsche Aktienindex DAX zum Beispiel hat nach der
Bekanntgabe seinen Allzeit-Höchststand erreicht. Auch der Dow Jones kletterte
auf neue Höhen.
Das Problem ist. Es ist ausreichend Liquidität im Markt
vorhanden. Im Gegenteil, es fehlen geeignete – und vor allem sichere –
Investitionsmöglichkeiten. Der Geldmarkt ist bereits so aufgebläht, dass sich
bereits Investitions-Blasen bilden. Nicht ohne Grund legen Immobilienwerte in
Deutschland kräftig zu. Die Goldblase ist bereits geplatzt. Im Gegenzug darben
die Rentenmärkte – wegen der niedrigen Zinssätze.
Mit dem Geld, welches die EZB mit der Zinssenkung in den
Markt drückt, werden keine Investitionen in Fabriken, Forschung oder Werbung
getätigt. Das Geld wird fast ausschließlich dem Handel zu Gute kommen. Es wird
verzockt. Die Börsen haben sich der Einflussnahme der Zentralbank entziehen
können. Es ist schon zu viel Geld im Markt. Um die Wirtschaft zu stabilisieren,
um eine weitere Blasenbildung zu verhindern, wäre nicht eine Zinssenkung
sondern eine Anhebung der Zinsen notwendig.
Die Investitionen bei Wirtschaftsgütern sollen gestärkt
werden. Wenn die Banken, trotz extrem günstigen Refinanzierungskosten, keine Kredite
an Unternehmen vergeben, dann kann eine weitere Zinssenkung nicht die Lösung
sein. Dann müssen Politik und Zentralbanken andere Wege finden, die
Investitionen zu steigern.
0,5 Prozent…es bleibt nicht mehr viel Spielraum nach unten. Negative
Zinsen – die EZB bezahlt die Banken, damit diese sich Geld leihen, rücken in
den Bereich des Möglichen.
Das Wirken der Zentralbanken hat viel mit Symbolpolitik zu
tun. Eine Senkung auf 0,5 Prozent sendet das Signal: Wir trauen der Wirtschaft
nicht. Wir halten den Aufschwung für zu schwach. Hätte die EZB Vertrauen
signalisieren wollen, so hätte sie die Zinsen anheben müssen.
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