Und diesmal wirds wirklich HART!
Das Thema unseres heutigen Beitrags lautet:
Schokolade – Feind der Peristaltik
In der Hoffnung, das Hautbild erholt sich binnen der kommenden Wochen von den angestrebten Schokoladenexzessen, stürze ich mich jetzt in meinen Versuchsaufbau (Sessel).
Zum Neutralisieren des Geschmacks dient mir Milch (3,8%). In weiser Vorraussicht habe ich auch Backpflaumen besorgt, die sollen abführend wirken – oder verstopfend, keine Ahnung. Hoffen wir das Beste.
Name:

Kuapa – Feinste Edelzartbitter Schokolade (aus den erlesensten Kakaosorten Westafrikas)
Kakaoanteil:
72%
Was bisher geschah:
Nachdem Paul Klee die Formensprache der Massai in Ostafrika studiert hat, bastelte er dann doch lieber eine Papp-Schachtel im 2-Euro-Wein-Design, um sie an einen großen, raffgierigen Kakao-Importeur zu verscheuern.
Mundgefühl:
Angenehmer Knack. Von vergleichsweise homogener Konsistenz.
Geschmack:
Für 72%er ziemlich süß. Schokoladiges kommt erst nach außgiebiger Kaubearbeitung zur Geltung, und selbst dann schmeckt es eher nach Zartbitter. Kaum Säure. Nichts, was man nicht schonmal geschmeckt hätte.
Dieses Getränk passt dazu:
2-Euro-Wein oder Orangensaft mit Fruchtfleisch.
Potenzielle Zielgruppe:
Verlegenheitsschokoladenkäufer, Friseurinnen namens Gabi, Mandy oder Kevin
Name:
72% Edelbitter („hergestellt für Netto-Marken-Diskount“)
Kakaoanteil:
72%
Was bisher geschah:
Vor dem Supermarkt („Marken-Diskounter“)- Regal:
• Daumendick: passt.
• Glänzender Golddruck: passt.
• Prägung: passt.
• Schokoladenbrockenbeobachtungsfenster: passt...
• Hey! Sogar ein DLG-Siegel! 20 Tafeln, und die gesamte Verwandschaft ist versorgt...
...Oh, Sammeltassen mit Motiven des Musikantenstadls...!
Mundgefühl:
Nachdem die Schneidezähne samt und sonders an einem tischplattenstarken Brocken zerbrachen, macht sich eine trockene Staubigkeit auf der Zunge breit, nicht am Gaumen, der blutet (dolle). Entweder bin ich so cool, oder diese Schokolade schmilzt erst bei fiebrigen Temperaturen.
Geschmack:
Auf einen Moment der Leere und geschmacklichen Ödniss folgt eine durchaus angenehme Süße. Die Säure überspielt die schwachen Schokoladen-Aromen, ziemlich flach. Schmeckt wie unterm Arm.
Dieses Getränk passt dazu:
Filterkaffe mit viel Kondensmilch (4%) und Zucker dazu zwingend (!) Eierlikör oder Batida de Coco.
Potenzielle Zielgruppe:
Übergewichtige Frührentner mit einer Vorliebe für Blumenzwiebeln, Teleshopping-Mode („Original Slinky-Qualität“) und häusliche Gewalt.
Name:
Sächsische Schokoladenmanufaktur Marcus Schürer – Fleur de Sel
Kakaoanteil:
47%
Was bisher geschah:
Produktpräsentation auf der Grünen Woche (sagt der natürlich nich, denkt er aber):
"Da wir unserem PR-Futzi mehr zahlen, als dem Auszubeutenden, welcher vor Überlastung Salz statt Zucker in unser „Produkt“ quirlt, können wir nun billigste Milchschokolade zu einem unglaublich hanebüchenen Preis auf den Markt werfen, und das trotz miserabler Verpackung, schlechter Conche und verhungernden Kakaobauern!"
Mundgefühl:
Schmelzig bis klebrig. Von Fleur-de-Sel („Salzblumen“ den ganzen feinen obersten Schichten des Meersalzes) ist nichts zu spüren, könnte genausogut auch simples Speisesalz sein. Zu schwach conchiert.
Geschmack:
Schmeckt wie ein alternder Schokoosterhase der in (salzigen) Dreck gefallen ist, klebrig-süß, ordinär. Da die Fleur-de-sel nicht gleichmäßig verteilt sind, hat man salzige Geschmacksspitzen, andernfalls könnte dieses Kindertäfelchen durchaus zum Geschmackserlebnis taugen.
Dieses Getränk passt dazu:
Geflügelbrühe oder Odol-Mundwasser. Am besten beides im Wechsel.
Potenzielle Zielgruppe:
Touristen. Vielleicht (aber nur vielleicht) unterernährte Äthiopier mit Diarrhoe.
Name:

Michel Cluizel – Noir infini 99%
Kakaoanteil:
99%
Was bisher geschah:
Tiens, François! Vois içi, diese dreckigen Allemands, fressen bloß Milch-chocolat, diese Üntiere! Jetzt nehmen wir Rache für Jahrtausende von Verballhornung an unsere schöne Sprachää, wir creiren ein Chocolat, das hat 99% (quatre-vingt-dix-neuf; zu deutsch etwa viermalzwanzigplusneunzehn), et voilá, die deutsche Kültür von Klopapier geht kapütt.
Mundgefühl:
Die Zähne versinken fast in der gesamten Tafel (keine Sollbruchstellen vorhanden). Sehr homogen. Geringer Kakaobutteranteil lässt das ganze knackig bis hart erscheinen.
Geschmack:
Unverfälscht, unverschnitten, definiert. Kein ekliges Gepansche. Kräftiges Kakaoaroma. Das erste was man schmeckt ist eine milde Säure, dann den Kakao der in eine angenehme Bitterkeit übergeht. Hat herbe, rauchige Noten, aber gut ausbalanciert. Nach einiger Zeit bekommt man Lust sich mit Goldschmuck zu behängen und Stufenpyramiden zu errichten...
Dieses Getränk passt dazu:
Espresso, und ein stilles Wasser. Harmoniert perfekt.
Denkbar wäre auch Gin-Cluizel statt Gin-Tonic.
Potenzielle Zielgruppe:
Echte Männer. Aufschneider. Schokoladenliebhaber.
Name:
François Pralus – Le 100%
Kakaoanteil:
100%
Was bisher geschah:
Magnus-Hans und Shiva-Cosma, zwei altgebliebene Alt-68er beim Guarana-Tee:
Hey, ja? Lass uns mal was voll Gutes tun, ja, so für unser Karma und so, ja?
Lass uns diese dreckigen Lohas abziehen! Wir wickeln gepressten Kakao in braunes Packpapier, schreiben „100%“ und „Bio“ drauf, und die Kasper reißen einem das aus den Händen, ja?
A propos, wie stehen unsere Rheinmetall-Aktien?
Mundgefühl:
Perfekt. Echt! Perfekter Biss. Wunderbarer Schmelz – sehr crémig. Absolut homogen, besser conchiert als Cluizel und Lindt!
Geschmack:
Riecht intensiv nach Kakao, hier kommt eine gute Sorte zum tragen. Komischerweise schmeckt „Le 100%“ relativ süß. Sehr fruchtig. Etwas zu säuerlich. Kaum bitter. Gut aufeinander abgestimmt, aber dennoch ganz anders als die Cluizel.
Schmeckt wie eine Party in meinem Mund, und alle sind dazu eingeladen.
Dieses Getränk passt dazu:
Frischmilch oder Cappucino. Auch Psilocybin (wegen der Party).
Potenzielle Zielgruppe:
Echte Männer (und echte Frauen). Leckermäuler. Lohas mit Rüstungs-Aktien.
Boah! Ich hab fast 300g Schoki gegessen, langsam wirds schlimm.
Ich will was herzhaftes! Sofort! Nachos, Brotchips oder wenigstens ein fritiertes Eichhörnchen. Doch was dazu trinken? Deshalb...
Im nächsten Test: günstige Einsteiger-Dosenbiere
1 comment:
Nachmacher!^^
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