Thursday, August 21, 2008

Baumschmuser gegen Frauenwahlrecht

Ein Gedankenspaziergang


Der Urveganer als solcher ist ja genussfeindlich eingestellt. Je nach Grad des in Anwendung gebrachten Dogmatismus hat der Gemüseschlächter nichts zu lachen. Jetzt ganz neu, und garantiert spaßfrei: Veganer-Porno – ganz ohne Tiere! Jaahaa! Wer hätte gedacht, dass Pornos ohne Tiere möglich seien! (Ähhhm, natürlich begreife ich in dem Fall den Menschen auch als Tier. Nicht, dass hier Missverständnisse entstehen.)
Nirgends sind wir näher am Tier, als im Bett. Hmmm. Das lässt jetzt natürlich die ganze Gilde philosophischer Anthropologen (Gehlen, Plessner, Schelsky, usw.) dumm da stehen. Statt jungen Studentinnen nachzustellen, widmeten sie ihre gesamte Karriere der Suche nach dem, was den Menschen ausmacht, was ihn vom Tier unterscheidet. Dann komme ich und klär das mal eben anhand einiger Baumschmuser auf – schon mies. Hätten sie die Philosophiestudentinnen doch nur ... naja, Akademiker halt. In Gedanken opfere ich einen Grünkernbratling des Mitleids.
Ist es nicht vermessen, als Mensch über sich selbst zu urteilen? Unmöglich einen wahrhaft objektiven Standpunkt einzunehmen. Ich wäre auch lieber Krone der Schöpfung (was heißt wäre, ich bin) als ein enthaarter Affe. Wenn ein alter Wegbereiter der Nazi-Ideologie wie Arnold Gehlen den Menschen über seine Umwelt erhebt, kann man das verstehen. Aber Gehlens Handlungsbegriff trifft ebenso auf Termiten und Blattschneideameisen zu, seine Weltoffenheit auf Schleimpilze. In der Zuspitzung seines Handlungsbegriffes gelangt man zur Annäherung über Sprache. Wie spanische Conquistadoren im Inkareich ignorieren anthropologische Philosophen andere hochleistungsfähige Kulturen und deren Errungenschaften. Wenn Ameisen mittels Duftstoffen kommunizieren, wer sagt uns, dass sie dabei nicht nach dem Sinn des Lebens fragen? Wir verstehen ihre Sprache nicht – ihre Kultur. So wie man einst die Gesellschaft der Inkas missachtete, ignorieren wir (naja, ich nicht, die doofen Philosophen) Kulturleistungen unserer kleinen sechsbeinigen Freunde.
Wenn man alle Menschen in eine Waagschale wirft und alle Ameisen in die andere, dann bleibt diese Waage im Gleichgewicht. So stand es vor vielleicht 10 Jahren in der Geo. Leben wir nun also im Zeitalter des Menschen oder im Zeitalter der Insekten? Ist natürlich klar: ich lebe im Zeitalter des Menschen. Die verdammte Mücke, welche mir diese Nacht verdarb, sieht das bestimmt anders. Ein Floh kann einem Löwen mehr zu schaffen machen, als ein Floh einem Löwen. So in der Art. Wenn wir (hoffentlich bald, das Fernsehprogramm ist ohne Krieg so öde) demnächst die Erde mittels toller Atombomben oberflächlich pulverisiert haben, lachen sich die Küchenschaben ins Fäustchen. Die Ameisen auch. Beim Hirschkäfer bin ich mir nicht so sicher. Während wir zu einem mittelmäßigen Mineraldünger zerbrößeln (oder hat schon mal wer Weizen auf nem Friedhof wachsen sehen?) ziehen die ihr Ding einfach durch.
Und wer ist Schuld? Die Veganer! Und Greenpeace! Jawoll!
A propos, ich hab ein tolles Greenpeace-Frühstücksbrettchen. In Pottwalform. Da passen wunderbar vier Scheiben Toast drauf, und man kann den Wal immer noch perfekt am Schwanz anfassen.
Da haben wir es doch! Einem Wal gefällt es nicht, wenn man ihn am Schwanz festhält. So wenig wie es einer Kuh, einer Katze oder einem Kolibri gefällt, greift man ihnen an den Schwanz.
Männschen gefällt das. Ha! Das also unterscheidet uns vom Tier! Triumph – Triumph! Naja, ist ja jetzt irgendwie doof für die Frauen (respektive, in Anlehnung an meine bahnbrechenden Erkenntnisse: Frautiere). Entweder die Biologen erklären das jetzt mit interessanten (total tollen) Rudimenten, oder sie bekommen das Wahlrecht aberkannt.
Oh wei, was für eine Aussage. Ich versteck mich besser unter einem Stapel violetter Strickpullis, oder ich beantrage Asyl bei einer Ameisenkönigin. Ich schmier mir den Rücken mit Honig ein, und Bienen tragen mich in ihren Korb. Auch ne Königin da. Sieht ganz danach aus, als ob die Frauenbewegung im Reich der Insekten weiter vorangeschritten ist als unter der „Krone der Schöpfung“.

Kopfkirmes

Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore! Run, hide, ignore!

Run your life!
Hide your weakness!
Ignore your fear!

Monday, August 11, 2008

Scherbeln muss es im Helm!

Went back from our Roadtrip yesterday. Everything hurts. Maybe I should go on vacation.

Da isser:

Schwielen, Schweizer, Schwaadewiefre (joie de vivre)

Ich musste hier raus. Nach einem zweiwöchigen Trinkgelage, wurde es Zeit für eine drastische Neubewertung der Situation. Ich fuhr mit dem Nachtzug runter. Auf Reisen kann man die interessantesten Leute treffen, Gespräche und Diskussionen werden einem förmlich aufgedrängt. Ab Weimar musste ich mein Abteil mit einem älteren Herren teilen. Im Laufe unseres Gesprächs stellte er fest, dass Viagra der asiatischen Tierwelt mehr genützt hätte, als WWF, Greenpeace und solche Organisationen: wer blaue Rhomben futtert, muss keinen Tiger mehr essen. So hatte ich das noch nie betrachtet. Trotz einiger Befürchtungen, vorsichtshalber verringerte ich während der Fahrt meine Weinreserven, kam ich problemlos am Zoll vorbei.

In der Schweiz verbrachte ich meinen Tag damit gemästet zu werden, zu essen, und Nahrung zu mir zu nehmen. Während meine Onkel arbeiten waren, kümmerte sich Chrigls Mutter um mein leibliches Wohl. Ich verbrachte meine Tage ohnehin vor ihrem Fernseher (Tour de France), so dass man mich nebenbei mit Ovo und Kuchen füttern konnte. Sie bewohnt das Untergeschoss im Haus meiner Onkel, so dass ich nur die Treppe runter fallen musste. Wenn ich nicht aß, Wein trank oder Radrennen schaute, bewegte ich mein Bike durch hochalpine Gefilde oder verlustierte mich an meiner Reiselektüre. Erst nach meiner Rückkehr ist mir aufgefallen, wie ruhig es dabei war: keine Straßenbahnen, kreischende Kinder und nur wenige Autos.

Einige Dinge lassen sich nicht vermeiden, wenn ich in der Schweiz bin. So müssen wir jedesmal Rosl, die erste Herbergsmutter meines Onkels, besuchen.Die Worte: „Nein danke, ich bin satt.“ haben für sie keinerlei Bedeutung, da passen immer noch zwei Stangen Toblerone rein – mindestens. Am gleichen Abend besuchten wir das Schaaner Cinematographen-Theater (zwar Liechtenstein, aber eigentlich nur die andere Rheinseite). Chrigl hat das gesamte Interieur dieses Kinos gestaltet. Egal wo man in Liechtenstein hinkommt, er hat es dekoriert - der liechtensteiner Gestaltungs-Guru. Samstag hatten wir eine Radtour entlang des Rheins nach Vaduz, um eine Kunstausstellung von Paul Klee zu besuchen. Oh wei. Man hätte mir die Bilder verkehrt herum zeigen können, ich würde es nicht bemerken. Oh wei² - an jedem Berg wurde ich von meinen Begleitern eiskalt abgehängt. Na toll! Ist ja auch kein Ding auf Simplon-Rennern, während ich mit 15kg DH-Bike den Berg hoch...
...schiebe.

Sollten mehr als zwei männliche Angermänner (und seien sie auch eingeheiratet) aufeinander treffen, wird gewandert. Es gibt schlimmere Familientraditionen. Zu meinem Unglück haben die Schweizer viele Berge in ihr land gebaut. Die Schufte, mich zum kraxeln in alpinen Höhen zwingen. Weiter oben in den Bergen, über den Wolken hatte es richtig geiles Wetter, man konnte bis Deutschland blicken, bis zum Bodensee.
Großartige Panoramen boten sich unseren Augen. Während unserer Bergwanderung entdeckte ich einen Hammertrail, dessen Eingang sich gleich neben einem Postbushalt befand. Nur mit Mühe und Not konnte ich es vermeiden vor Freude zu sabbern. Im oberen Teil war er eher flach, mit grobem Schotter und einigen Felsplatten, dann kam ein steiles Waldstück mit engen Kurven, im Anschluss Vollgas auf Brechsand, mit einigen Wellen zum Springen und Wiesenstücken zum abkürzen. Danach ging es steil in eine Felspassage, enge Kurven, Drops (hier war die Ideallinie gefragt). Danach hatte es wieder Schotter und zum Schluss ein Treppenjump auf einen Parkplatz (mit Postbushalt). Da ich am Montag ohnehin nichts wichtiges (Ruhetag bei der Tour) vorhatte, packte ich Ritterrüstung samt Bike und machte mich auf zu diesem Trail.

Gedehnt und aufgewärmt, in Dainesse eingepackt und mit Fiasko im Ohr saß ich im Sattel. Extra für die Schweiz hatte ich neue Reifen (Maxxis Bling-Bling-Lopes DH, 2,35“; vorn SuperTacky (47a) hinten 60a; 1,3 kg das Stück!) aufgezogen. Ich stellte die Gabel etwas weicher ein, und ließ etwas Luft ab, für besseren Grip.
Die erste Fahrt war die einzige, bei der ich meinen Verstand gebrauchen konnte, noch kannte ich die Strecke nicht. Mit dem Postbus fuhr ich hoch, mit dem Bike wieder runter. Herrlich! Meine Bestzeit sollte bei knapp 10 Minuten liegen, für die erste Abfahrt brauchte ich doppelt so lang.
Man steht am Start, visualisiert die Strecke, hat die Ideallinie im Kopf. Doch kaum rollt man in den Trail, herrscht totale Leere in Kopf. Man konzentriert sich auf die 50 Meter vorm Lenker, mehr sieht man nicht. Tunnelblick. Alles Unwichtige wird ausgeblendet. Der einzige Gegner, den es zu schlagen gilt, ist die Uhr (Contre la montre). Ein perfekter Lauf bedeutet, dass das Bike zum Teil des Körpers wird, man muss geschmeidig über den Trail gleiten. Nicht gegen den Track fahren, sondern mit ihm. Spielen, jede Möglichkeit nutzen. Wenn man perfekt gefahren ist, kann man unten nicht sagen, ob man 10 Minuten oder eine halbe Stunde unterwegs war. Paar mal bin ich gestürzt, dann tritt man das Bike weg, und versucht sich abzurollen.
In der Felspassage, welche an den Vollgaspart anschließt, waren einige heftige Kurven.

Auf meiner vorletzten Abfahrt kam ich viel zu schnell aus der Speedpassage. Statt die erste Kurve innen zu erwischen, fuhr ich auf der Außenspur in das Felsdurcheinander. Rechts von mir lag die (verpasste) Ideallinie, links ging es 2 Meter senkrecht nach unten. Ich kam, immer noch viel zu schnell rein - keine Chance die Kurve zu erwischen. Ich konnte nur noch am Lenker ziehen, und stellte mich auf eine Detonation 2 Meter tiefer ein. Die Gabel schlug durch, ich krachte in den Sattel, irgendwie gelang es mir auf den Pedalen zu bleiben. Bei geschätzten 30 % Gefälle pflügte ich durch kindskopfgroße Felsbrocken. Ein Zug an der Bremse, und es hätte mich abgeworfen. Nur versuchen auf den Pedalen zu bleiben, das Bike findet schon den Weg. In Schusslinie (mit grob geschätzten 700km/h) kam ich auf die Schotterpiste, ich hatte die gesamte Felspassage umfahren! Am Parkplatz konnte ich mich kaum mehr auf den Beinen halten. Stehen ging ich nicht, meine Hände zitterten und der Angstschweiß rann mir aus allen Poren. Die ganze Zeit muss der Polar gepiepst haben, noch auf dem Parkplatz hatte ich einen 185er Puls. Ich drückte auf der Uhr rum und suchte meinen Maximalpuls: 207 (!!!). Huiuiuiui, der Wahnsinn! Ich kann nicht sagen, wie ich die Schotterpassage runtergekommen bin. Ich bin über meine eigenen Grenzen hinausgeschossen – und dass ziemlich weit. Mit dem was ich an Adrenalin im Blut hatte, hätte man einen Friedhof ins Leben zurück holen können. Nach 10 Minuten erstand auch ich von den (geistig) Toten wieder auf. Ich musste den Trail nochmal fahren; anderenfalls würde ich das nie wieder hinbekommen. Ab in den Bus und hoch. Die letzte Abfahrt war ein Tag im Sandkasten. Spaß pur. Schön gemütlich. An der Kurve stieg ich ab, um mir meine Abkürzung genau anzuschauen. Ich muss genau zwischen zwei Felsplatten gelandet sein, 30 cm weiter links oder rechts, und meine Knochen wären lustige Splitter geworden. Als ich sah, wo ich zuvor fast im Blindflug durchgerauscht bin, merkte ich erst, was für ein verdammtes Glück (Schrägstrich: überlegenes Fahrkönnen) ich hatte. Unverletzt und mit 150 Puls kam ich unten an.

Neben allerley Leckerey (Lammrücken, Chäsfondue, Ovomaltine) gab es einmal „Chäääs-Chnöpfle“ ein Gericht, dass man, ohne schwerste Verletzungen der Stimmbänder zu riskieren, nicht aussprechen kann. Die Schweizer sind Sprach-Masochisten. Mein Name mutierte zu „derch_Chjochhannes“ (alternativ: „derch_ChHanni“). Ich bin mir sicher, da lassen sich noch weitere Röchellaute einbauen. Das CH auf dem Nummernschild steht nicht für Confoederatio Helvetica. Nein! Es steht für eine lebenslange Tortur der Lautformungsorgane!
Mein Onkel besitzt sämtliche „Kleiner Maulwurf“-Filme auf 8mm Schmalfilm. Mit diesen haben wir den letzten Abend bestritten. Das musste sein.
Nahm ich auf dem Hinweg noch 3 Flaschen Wein und einen Wodka mit, schmuggelte ich auf der Rückfahrt nur Käse und 3 Packungen Ovomaltine (die schweizer Version/ Schweizerversion hat keinen Zucker). Inzwischen konnte ich sogar wieder nüchtern einschlafen. Bei diesem Höllenritt muss es im Hirn wohl was zurecht gerüttelt haben...



Ich mag Reisen. Auf Reisen sein, kein 14-Tage Mallorca-Urlaub. Das Ziel ist nicht entscheidend, auch nicht die Dauer. Es geht darum, dem Alltag zu entfliehen, aus sich selbst herauszutreten. Auf Reisen muss man nicht seine Rolle spielen, man kann ein anderer Mensch sein, vielleicht näher an einem selbst, als es der Alltag einem erlaubt.

Wednesday, August 6, 2008

Telegramm/ Redundanz 2

Auf der Zugfahrt gen Elternhaus kam mir folgende Anekdote unter:

Das wortlose Telegramm

Levi hat das wortlose Telegramm erfunden, als ihm sein Schwiegersohn Cohn telegrafierte: „Rebekka glücklich entbunden Sohn“. Darauf antwortete Levi: „Rebekka? Kann ich mir denken, wo se doch ist meine einzige Tochter. Glücklich kann ich mir auch denken, wo se doch einen Sohn hat bekommen. Entbunden? Na wie soll se denn sonst gekommen sein zu eim Sohn? Und Sohn, dass konnt ich mir schon denken, wie der Bote gekommen ist – oder wärst du auf die Post gerannt wegen einer Tochter? Also schmeiß nicht immer Geld weg für zu lange Telegramme!“

Monday, August 4, 2008

Abgabetermin war vorvergangenes Jahr

Deadlines, Arbeiten pünktlich bis Redaktionsschluss einzureichen. Oder bis der Dozent in den Urlaub fährt. Letzte Woche musste ich das Thema einer meiner Hausarbeiten abgeben. Am nächsten Morgen erhielt ich eine E-Mail meines Dozenten.

Lieber Johannes,

Es hätte mich sehr enttäuscht, wenn Du das Thema Deiner Hausarbeit nicht erst 8 Minuten vor Schluß eingereicht hättest.


Yeah! Pünktlich! Ganz im Gegensatz zu der Klausur, welche ich am Mittwoch schreiben wollte, die fand bereits am Montag statt. Zwei Tage zu spät kommen, das muss man erst mal schaffen.
Ich verbringe meine Tage jetzt in der Albertina. Am Freitag konnte ich nur knapp einem brutalen Lynchmord entgehen. Der Ton meines Notebooks war noch on, als ich in der Bibliothek saß, also entschuldigte ich mich mit einem gut hörbaren "Sorry!!!". Man war kurz davor, mir die Kehle mit Buchseiten aufzuschlitzen.
Ich musste massig kürzerer Texte schreiben, überarbeiten und einreichen, nun folgen die langen Hausarbeiten, und vielleicht mal der Schweiztext, wenn ich ihn auf Brockhaus-Enzyklopädie-Umfang zusammen gestrichen hab.
Hier ein Essay über Scotts Blackhawk Down, den ich für halbwegs gelungen erachte (wer das anders sieht, kann sich auf Haue von mir einstellen).



Blackhawk Down


In Ridley Scotts „Blackhawk Down“ werden die Ereignisse weniger Tage während des Jahres 1993 wiedergegeben. Schon einge Zeit befand sich Somalia im Bürgerkrieg, was im Jahr 1993 eine Hungersnot verursachte. Eine von den Vereinigten Staaten geführte UN-Mission (UNSOM) sollte die Verteilung von Hilfsgütern an die Zivilbevölkerung überwachen. Diese Hilfslieferungen wurden von den verschiedenen Rebellengruppen wiederholt geraubt, hier setzt Scotts Film ein.

Man sieht eine bis an die Zähne bewaffnete Gruppe auf leichten Geländewagen („Technicals“) welche bei der Verteilung von Reis aus Rotkreuz-LKWs wahllos in die Menge feuert. Ein US-Helicopter, der die Szene beobachtet, darf nicht eingreifen. Solang die UN-Truppe nicht attackiert wird, sind ihr die Hände gebunden. Die Amerikaner nehmen einen wichtigen Vertreter eines somalischen Rebellenführers (Muhammad Farah Aidid) fest. Diese Geisel ist einer der wenigen Somalier, der nicht bloß als brüllender, in die Luft schießender Schwarzer dargestellt wird. Er kann sogar sprechen. Einem amerikanischen General gegenüber stellt er fest, dass die USA in Somalia nichts verloren hätten. „Das ist unser Krieg“ heißt es da. Dabei handelt es sich um einen der grundlegenden Konflikte dieses Filmes. Die Amerikaner (und auch die UN) kamen ungefragt in das Land, sie sind ungebetene Gäste, zumindest aus Sicht der lokalen Machthaber. Die USA mischen sich (mal wieder) in einen Konflikt ein, der sie nichts angeht. Das die US-Truppen auf einer humanitären Mission in Somalia sind, scheint nur ein Deckmäntelchen fürs Krieg spielen zu sein. Man sieht Soldaten Wildschweine jagen, im Camp grillen und Bier trinken. Es wirkt wie ein Abenteuertrip in Khaki. Alle Soldaten warten sehnsüchtig darauf endlich das Lager verlassen zu dürfen, damit sie etwas vom Krieg zu sehen bekommen. Nur ein junger Sergeant (Sgt. Eversman) scheint sich für das eigentliche Ziel der Mission, der Hilfe für die Zivilbevölkerung, zu interessieren. Anstatt Reistransporte zu sichern, entschließt man sich, einige der führenden Köpfe Aidids zu kidnappen. Ein schneller Einsatz von Hubschraubern ist geplant.

Der Einsatzort wird von einem einheimischen Taxifahrer markiert. Man stellt ihn als Feigling dar, ohne dass man seine Ängste beleuchtet. Der Taxifahrer schwebt nicht sicher über der Stadt, er trägt weder Waffe noch Weste, er muss weiter in Mogadischu leben, wenn die Amerikaner längst verschwunden sind. Er hilft den Amerikanern nicht aus ideeller Überzeugung, er tut es des Geldes wegen.
Die Geiselnahme gelingt, doch beim Rückzug werden zwei der Blackhawk-Hubschrauber abgeschossen und Aidids Miliz versperrt den Amerikanern den Weg. Nun kämpfen einige wenige Amerikaner tapfer gegen einen wütenden Mob. Auch wenn die US-Truppen Uniformen tragen, gesteht ihnen der Regisseur doch eine Persönlichkeit zu. Die Amerikaner haben Namen, eine Stimme, sogar eine (knappe) Vorgeschichte. Die Somalier dagegen sind so undifferenziert dargestellt. Wie Schlachtvieh. Man sieht sie nur rennen, schreien, schießen und sterben. Kaum, dass einem die Kamera eines ihrer Gesichter zeigt. Was will uns Ridley Scott damit sagen? Dass Soldaten im Gefecht den Gegner nur als Schemen wahrnehmen, auf den es zu schießen gilt? Kein menschliches Wesen, nur eine laufende Zielscheibe? Dann müssten die Amerikaner ebenso gesichtslos sein. Für diese Sichtweise hätte es überdies anderer Kameraperspektiven und Schnitte bedurft. Gesteht man Scott zu, dass er sein Fach beherrscht, wird er wohl eine andere Intention verfolgt haben.

Dieser Konflikt lässt sich wunderbar schwarz-weiß malen. Auf der einen Seite die guten, tapferen Amerikaner, mit ihre edlen Ziel und der Demokratie im Rücken. Auf der anderen Seite die blutrünstigen, mordenden Wilden. Nur von Machtgier beseelt. Schlecht bewaffnet, aber in der Überzahl. Dumm, aber brutal. Also lässt man eine Reihe nach der anderen im Sturmgewehrfeuer der Amerikaner zusammenbrechen. Jeder Schuß ein Treffer. Die Somalier schießen beharrlich vorbei. Wenn sie etwas treffen, dann Hubschrauber. Deutlich wird diese unausgewogene Darstellung auch im Abspann. Neunzehn US-Soldaten starben, alle weden namentlich erwähnt. Über die Rebellen erfährt man nur, dass es über 1000 Tote gab. Auch wenn die Ermittlung der genauen Zahlen wohl unmöglich ist, handelte es sich bei diesen Toten doch um Menschen. Der Respekt vor diesen Opfern hätte mehr als einen Halbsatz gerechtfertigt.
So heroisch die Amerikaner streckenweise dargestellt werden, die Brutalität des Krieges wird ungeschönt gezeigt. Wenn zwei Soldaten ihre Hände im Bein eines dritten haben, um eine Arterie abzuklemmen, ist das grausame Realität. All die Technik, der Drill, die Ausbildung ist nichts wert, wird man getroffen. In diesen Momenten werden US-Soldaten zu Opfern, werden sie zu normalen, verletzbaren Menschen. Die Frage nach den Tätern wird nicht gestellt. In diesem Zusammenhang musste ich mir eine Szene mehrmals anschauen. In dieser kniet sich General William F. Garrison (dieser übernahm in der Folge die volle Verantwortung für diesen Einsatz) im Lazarett nieder, um eine Blutlache aufzuwischen. Musik und Gestus lassen diese Szene vor Pathos triefen. Die Mimik jedoch scheint eine andere Sprache zu sprechen. Für einen kurzen Moment scheint es, als sagt das Gesicht: Das ist alles Irrsinn! Was tuen wir hier? So kurz und unmerklich wohlgemerkt, dass ich es erst in der Wiederholung sah.
Die somalischen Rebellen zwingen Kinder in ihren Krieg. Man sieht sie als Horchposten, aber auch bewaffnet mit AK-47. An diesem Umstand lässt sich nichts schön reden. Dass einer der amerikanischen Soldaten (gespielt von Orlando Bloom) erst 18 ist, erscheint mir kaum besser. Dennoch stellt man ihn als Held dar. Als Kämpfer für die gerechte Sache. Er ist kaum älter als die Kindersoldaten, auf die er schießt.
Die Rekrutierung von Kindersoldaten unter 15 Jahren gilt als Kriegsverbrechen, Aidid macht sich somit schuldig. In, auf Nahrungsmittel wartende Zivilisten zu schießen ist auch nicht nett. Die Milizen üben eine brutale Gewaltherrrschaft aus, das wird überdeutlich. Ganz anders werden die US-Amerikaner dargestellt. In der Lagebesprechung wird der Einsatz von AC-130 „Spectre“- Gunships abgelehnt. Diese Anweisung kam aus Washington. Von Kanonen zerhackte Zivilisten machen sich auf CNN nicht sonderlich gut. Während des Einsatzes sollen die Soldaten außerdem darauf achten, dass die Bevölkerung nicht zu Schaden kommt. Man erzählt uns also: Amerikaner gut, Rebellen böse.

Auch wenn es wohl der Realität geschuldet ist, glaube ich Ridley Scotts kritischen Ansatz in einer anderen Hinsicht zu finden. Vielleicht lässt sich diesem gar die undifferenzierte Darstellung der Somalis unterordnen. Die USA, das Land mit der am besten ausgerüsteten Armee der Welt, führt Krieg in einem Entwickulngsland. Kein Somalier hat sie darum gebeten, sie kamen trotzdem. Gönnerhaft, herablassend, überheblich. Verblendet von der eigenen Stärke glauben sie, jeden Konflikt auf ihre Art lösen zu können. Hochtechnisiert, in kleinen schlagkräftigen Truppen überfallen sie ihre Gegner. Was man an Material aufbietet, spart man an Menschen (und Opfern) ein. Nur schlägt diese Taktik im Film (wie auch in der Realität) fehl. Ein zweiter des Sprechens mächtiger Somali bringt es gegenüber einem gefangenen Piloten auf den Punkt: „Ohne einen Sieg kann es keinen Frieden geben.“ Die Amerikaner, die UNO (in anderen Konflikten auch Deutschland) haben kein Interesse zu siegen. Die Strategie ihrer „chirurgischen“ Operationen, bei denen man nur die Führer entfernt, schlägt fehl, gegen einen Gegner, der zu allem entschlossen ist. Ridley Scott scheint diesen Umstand mit „Blackhawk Down“ zu kritisieren. Eine Lösung kann er nicht bieten.

Sunday, August 3, 2008

Listen (!)

Listen sind grad ganz groß. Es gibt schwarze Listen, rote Listen, weiße Listen, Strichlisten, Namenslisten, To-do-Listen. Friedrich List war Vordenker des Liberalistmus. Es gibt Adresslisten, Evangelisten, Hinterlisten, Journalisten, Femilisten, Nationalisten. In Amerika brüllt man Kinder an: „Listen!“ Erwähnte ich Play-Listen? Nein? Da:

Ein Song…

...der dich glücklich macht: Minnie Riperton – Les Fleurs

...der dich depressiv macht: Thomas Newman – Any other Time

…Der dein momentanes Lebensgefühl ausdrückt: Gabba Front Berlin - Speedcore Lacrima

...der nicht auf deutsch/englisch ist: Cypres Hill – Marijuano locos

...der von einer Frau gesungen wird: Evol Intent – Flipside

...der von einem Mann gesungen wird: Manu Chao – Mala Vida

...der von einer Band gesungen wird: The Stranglers – Golden Brown

…eines Interpreten, den du eigentlich nicht magst, aber in diesem Fall gefällt: The Cure - A Forrest

...der einfach zu krank ist: Helge Schneider – Lindenwirtin

...bei dem du nicht still sitzen kannst: Snow Patrol – Chasing Cars (High Ranking Remix !!!)

...bei dem du weinen musst: Gary Jules – Mad World

...den du nonstop hören kannst: Giana Brotherz – Katakombe

...der dir gar nicht gefällt: Celine Dion – My heart will go on

...zum einschlafen: Esbjörn Svensson Trio – Serenade for the Renegade

...den du gerne beim aufstehen hörst: Dominus Et Klutus - Maximus

...aus deiner frühesten Kindheit: Reinhard Lakomy - Traumzauberbaum (oh wei)

...der dich träumen lässt: Sofa Surfers - Sofa Rocker (Dorfmeister RMX)

...der dich an eine spezielle Begebenheit erinnert: KKS – LMS

...bei dem du an jemand bestimmtes denken musst: 100Yard – Bang-Bang

...der auf deiner Beerdigung gespielt werden sollte: Giana Brotherz – Giana Brotherz