Himmelfahrt, Männertag, Vatertag. Der höchste Feiertag ist stets Anlass für ein trauriges und in besonderem Maße mitleiderregendes Geschehen.
Insbesondere wenn man in diesem Jahr zum vernünftig-sein eingeteilt wurde. Nach einer Fahrt von Leipzig nach Dresden, diversen Espresso, Milchkaffee und einem englischen Frühstück (baked beans sind wirklich abscheulich!) machten wir uns auf den Weg ins Lößnitztal.
Unser alter Erzfeind, die Sonne (im Folgenden "gelbe Sau" genannt) trachtete danach uns zum Wahnsin zu treiben. Im Schatten war es kühl, also mussten wir Pullis anziehen, in der Sonne ("gelbe Sau") war es warm. Also: Rucksack ab, Pulli aus, rein in Rucksack. Oh nein, schon wieder Schatten.
Unbescheiden muss ich zugeben, dass die von mir vorgeschlagene Strecke durch das Lößnitztal über jeden Zweifel erhaben war. Keine Alkoholopfer, nur freundlich-fröhliche Feiertagsgruppen. Neidvoll mussten wir feststellen, dass eine dieser Gruppen über einen Handwagen mitsamt 25l-Fass verfügte. Wenn wir je 50 werden sollten, werden wir es ihnen gleich tun.
Der brutalste Gewaltakt des Tages war die Bearbeitung grober Äste mittels winziger Taschenmesser zu kunstvollen Wanderstöcken.
Für den Hinweg hatte ich drei Bier. Eine gute Basis (leider hatte ich als Aufseher keine Sklavenpeitsche dabei, verdammt!)
Wir kamen bis zu den Trails im Lößnitzgrund, da übermannte uns der nächste beinahe übermächtige Erzfeind - Hunger.
Nach einem ausgiebigen Mahl wurde es Zeit für Wodka-RedBull. Damit einhergehend stieg der mir eigene Coolnes-Level proportional an. Das gipfelte darin, dass die Hosen in die Socken gesteckt wurden (nur wegen Zeckengefahr natürlich!) Unsere Füße fanden den Weg inzwischen von allein. Wir gelangten zu eingen versteckt liegenden Gärten. Dem Harndrang nachgeben wollend, stieß ein Teil unserer Ausflugsgruppe auf eine der Gartenbesitzerinnen, welche sich keineswegs von diesem unseren Anliegen überzeugt sah.
Entweder hatte sie selbst dem Alkohol schon kräftig zugesprochen, oder war einfach nur aggressiv. Jedenfalls stand sie mit einem Teppichmesser vor uns. Wir waren unfähig sie ernst zu nehmen und filmten diese Situation unter schallendem Gelächter. Wir überließen die Dame ihrem tristen Teppichleger-Schicksal und zogen weiter.
Durch das Lößnitztal führt eine Schmalspurbahn. Man konnte Sie hören. Noch lauter als diese Bahn konnte man jedoch die Fahrgäste vernehmen, diese waren derart ausgelassen, dass sie ohne weiteres die Lok übertönten.
Warum auch immer, andauernd verloren wir uns aus den Augen, so dass permanent zwei Gruppen von uns unterwegs waren, die anderen suchend. Mobiltelefone waren nutzlos, denn das Netz sparte Radebeul aus (verständlich, wie ich meine).
An der Straßenbahnhaltestelle fanden wir letztlich wieder zusammen. Die Verluste waren entsetzlich! Sieben Wanderstöcke mussten zurückgelassen werden, eine Bierflasche ist beim öffnen zerbrochen und ein Feuerzeug ging verloren.
Des weiteren wurde ein Päckchen Papers vermisst, und stellt euch bitte jemanden vor, der beim Versuch sich eine Kippe zu drehen, diese zehn mal fallen lässt. Ich konnte nicht mehr vor lachen!
Nachdem meine Wandergruppe den ein oder anderen Hut geraucht hatte, begann das große Versacken. Sie hatten allesamt mehr als ich getrunken, in Verbindung mit Cannabinoiden ist man dann ziemlich fix ziemlich fertig. Als es bereits zu dunkeln begann, machten wir uns schließlich auf den Heimweg.
Die zurückgelassenen Freundinnen harrten sehnsüchtig wartend auf unsere Ankunft. Klar, eine Frau kann keinen Grill anzünden! Das geht ja gar nicht! Emanzipationsversäumnisse all über all! Der Mann kehrt von der Jagd (ähhm, Rausch, nicht Mammuts) zurück, und der Grill brennt nicht - böse Falle! Schlagfertige Emma-CR, wo bist du, wenn man dich mal braucht?
War es die frische Luft, das Fleisch, oder womöglich doch der Alkohol?
Seit ich zur Zelebrierung des Männertags genötigt werde, war dies der besonnenste, am wenigsten chaotische und dennoch vergnüglichste. Auch wenn ich leider keine Sklaventreiberpeitsche dabei hatte. Kein Stress, keine Kratzer im Gesicht, nicht drei mal aufm Neustädter eingeschlafen, niemanden mit Würstchen beworfen, von keiner Treppe gefallen, auf keinem Zugboden weggeratzt - neben zerbrochenen Flaschen. Niemandem gedroht "Isch schtesch disch ab, aaaaaschoch!" während es 2 Leute braucht, um einen zu tragen, und vor allem, nicht schnarchend vor "GermanysNextTopModel" eingepennt. Ich werde langsam besser.
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