Saturday, March 29, 2008

Verheißung

Es ist 17:22 und die Sonne scheint.
Nicht der erste Frühlingstag in diesem Jahr, aber einer der ersten.
Wenn man durch die Straßen läuft, die Farbenspiele betrachtend, das Licht der Sonne,
das im flachen Winkel lange Schatten bildet, dann fällt einem diese besondere Stimmung auf. Eine ähnliche Stimmung, wie man sie auch an lauen Spätsommerabenden findet.
Ein sanfter Wind streicht einem um die Haare.
Es ist beinahe bedächtig still, ohne Autos in der Nähe.
Gänseblümchen und Mandelblüten.
An den Zweigen entdeckt man das zarte Grün junger Blätter, die ersten Knospen beginnen zu sprießen.
Das Gezwitscher der Vögel.
Spielende Kinder auf den Wiesen erinnern einen daran, wie es ist,
unter der milden Frühlingssonne im Park zu sitzen.
Begierig saugt man jeden Sonnenstrahl auf. Der winterliche Körper
empfindet die frühlingshaften Temperaturen als angenehm warm.
Man kann ohne Jacke durch die Straßen laufen.
Fünf Minuten sollte man sich nehmen, um einzuhalten, diese Stimmung zu genießen. Den Moment.


Das frische Grün der erwachenden Natur, der Gezwitscher der Vögel.
All das scheint, nur einen Moment lang, in Erwartung zu verharren.
Dies findet man nur im Frühjahr.
Mag auch das Licht im Spätsommer das gleiche sein. Mögen einen die Strahlen der Sonne ebenso wärmen.
Die Verheißungen sind verflogen. Der Sommer ist vorbei.
Noch stehen einem alle Möglichkeiten offen. Noch bleibt Zeit. Noch ist es nicht gewesen.
Für fünf Minuten.
Nicht der Frühling an sich ist schön, nicht die Sonnenstrahlen, nicht die laue Luft, welche einen sanft umweht.
Nicht die Blüten der Mandelbäume, nicht die Knospen der Kirschen.
Weder die Blättchen der Hecken, noch das frische, junge grün der Wiesen.
Weder die spielenden Kinder, noch die singenden Vögel.
Nichts davon.
Die Erwartungshaltung, dieser kurze, kostbare Moment, indem alles möglich scheint.
Das macht den Frühling aus - darin liegt seine Schönheit verborgen.
Es ist 17:52. Die Sonne scheint noch immer.

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