Saturday, August 28, 2010

Das Menschlichste was man tun kann, ist sich selbst zu Grunde zu richten. (Leben 1)

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Jedem Tier wohnt der unbändige Wunsch inne, zu überleben. Jedem, auch dem Tier Mensch.
Nicht nur das. Überdies trachtet es danach, sich zu mehren und fortzupflanzen. Der Schwamm wie der Primat.
Es ist dies ein tiefster, innerer Antrieb, dem sich nichts überordnen lässt.
Es ist dies ein einfacher Vorgang, der keiner Reflexion bedarf. Überleben - total einfach.

Sich zu über-leben ist eine Fähigkeit, wie sie nur dem Menschen gegeben ist.
Nur er ist in der Lage zu reflektieren. Sich seiner selbst bewusst zu sein und aus sich heraus zu treten. Diese exzentrische Positionalität des Menschen ist es, die ihn vom Tier scheidet.

Welch unbändige Kraft wohnt in uns, die uns zwingt, zu überleben, bar jeder Sinnhaftigkeit, zum Trotze aller Umstände. Bei vollem Bewusstsein dem Leiden ausgesetzt.
Welch unbändiger Kraft es bedarf, aus diesem Schatten der Vergangenheit, diesem Atavismus, heraus zu treten und sich zu über-leben. Aus dem tiefsten Inneren unserer Natur, Milliarden Jahre an Leben und Evolution. Milliarden Jahre, die nur dadurch bestimmt waren:
Vom Überleben, vom Am-Leben-bleiben und vom Weiter-Leben.
Welch unbändiger Kraft bedarf es, nicht des Körpers, des Geistes, aus sich, aus seiner primitiven, lebensgeilen Hülle, herauszutreten und diesem immerwährenden, ziellosen Stupor
den eigenen Willen, das eigene Selbst entgegen zu setzen.

Nur der Mensch ist fähig, über sich selbst zu richten. Nicht über den Menschen als solches, sondern über sich selbst.
Es erfordert Selbst-Bewusstsein. Man muss sich seiner selbst, und der Konsequenzen seines Tuns, bewusst sein, um einen solchen Weg zu beschreiten.

Der Freitod ist von (beinahe) allen Religionen geächtet: Man darf „Gottes“ „Schöpfung“, „Gottes“ Werk nicht antasten. Es wäre wider die Natur.
Welch eine Hybris, den Menschen hier zu vergöttern, und ihm da das Göttliche, das Un-Tierische zu verwehren.

Nur der ist Mensch, der aus dem Schatten seiner Natur heraustritt, der sich der immanenten Sinn-Leere des Lebens entzieht.

Das Menschlichste was man tun kann, ist sich selbst zu Grunde zu richten.


blog-post No. 200